Da wir aus verschiedenen Ländern importiert haben, kann ich sagen, es gibt zum einen recht große Unterschiede zwischen den amerikanischen und den europäischen und natürlich liegt, wie immer, viel an der Aufzucht/Haltung.


Zum Verhalten gegenüber Menschen:

Die meisten Schipperke sind durchaus umgänglich. Allerdings eher desinteressiert an fremden, es sei denn sie kommen ins Haus.
Dann wird laut kundgetan, dass Besuch da ist und versucht dem beim Eintreten die Rechteverteilung zu erklären. Wer sich ins Bockshorn jagen lässt, hat verloren und die Schipperke bauen das gern mit ihrem Kontrollwahn aus.
Wenn nicht, wird einem freundlich Futter aus der Tasche geleiert und der Großteil meiner Hunde sitzt dem Besuch gern auf dem Schoß und lässt sich streicheln.
Mit den eigenen Kindern ist er super, auch mit fremden, wenn sie ihm Raum lassen und nicht als Spielzeug sehen. Obwohl wir keine eigenen Kinder haben, sind unsere ca. hälftig in Kinder jeder Altersklasse verliebt.
Den anderen sind Kinder einfach zu infantil.

 

Zum Verhalten gegenüber Hunden:
Wir halten ein gemischtes Rudel, von intakt bis kastriert, jung bis alt, importiert, gekauft, selbstgezogen.
Es ist sicher keine reine Meuterasse wie der Beagle, aber, es läuft super wenn die Führung stimmt.

Sogar in den Läufigkeiten oder wenn Welpen da sind.
Ich hatte vorher Malinois, bei denen ich das leider völlig anders erlebt habe.

Fremde Hunde zu Besuch geht nicht, dafür ist unser mittlerweile Rudel zu groß und zu klar strukturiert. Bis drei Hunde ging aber sogar das problemlos, ebenfalls sogar, wenn Welpen da waren und die Hündin eher griesig unterwegs.

Grundsätzliches: Man weiß heute auf Grund von Genforschung, dass der Schipperke nicht mit dem großen belgischen Schäferhund verwandt ist, sondern seinen Ursprüngen nach eher zwischen Mops und Spitz zu finden (es gab und gibt auch noch viele Schipperke im Cobby-Typ, die den alten Möpsen vom Körperbau her recht nahe kommen).
Als ehemalige Malinois-Züchterin verwehre ich mich auch vehement gegen die Aussage der fünften Varietät des großen Belgischen Schäferhunde.
Ja, es ist eine belgische Rasse, ja, er zählt (übrigens nur in der FCI) zu den Schäferhunden, aber es ist keiner von DEN Belgischen Schäferhunden.

 

Der Schipperke ein Kläffer: Ja, er meldet gut und gern und mit seiner ziemlich schrillen Stimme, kann das auch hässlich für die Ohren sein. Es steigert sich aber nicht rein und mit normaler Erziehung lässt sich das durchaus regeln.
Da wir im alten Ortskern ohne Beschwerden der Nachbarn leben, kann man sich das vorstellen.
Gleiches berichten unsere Welpenkäufer und andere Züchter, es liegt also nicht nur an uns, dass hier nur ungewöhnliches gemeldet wird, aber kein nutzloses Dauergekläffe stattfindet.

 

Mitarbeitermotivation: Der Schipperke kann wirklich bockstur sein. Er muss sinnig ausgebildet werden. OldSchool-Ansinnen mit Dominanzgeschwafel oder gar Gewalt bringt bei ihm genau das Gegenteil.
Hat man das drauf, arbeitet er wirklich gern und auch gut. Er fordert es aber nicht ein, will jedoch seine Tagesaufgaben haben und im Alltag mithelfen und gebraucht werden.

Ich sage, die größte Kunst sind die Ablageübungen (ob nun für die BH oder auch später die Gruppenübungen im Obe). Einem Schipperke das warten zu erklären während sich der Besitzer entfernt, ist große Kunst.
Das Motto: Du hast ja gesehen, dass ich es kann, also ist die Wiederholung unnötig (wo er Recht hat strenggenommen), gehört zu ihm.
Er neigt dafür in anderen Sparten auch dazu, den Schwierigkeitsgrad selbstständig zu erhöhen, wenn die Wiederholungen überhand nehmen.
Und er lernt sehr sehr schnell.

Ein Lachen des Besitzers ist dicke genug, um etwas zu etablieren. Lacht man beim zweiten und dritten Mal auch darüber, kann man sicher sein, dass er es irgendwann wieder aus dem Hut zaubern wird.
Der Schipperke besitzt allgemein einen sehr feinen und ausgeprägten Humor, den man erleben muss.


Man kann mit dem Schipperke im Sport wirklich erfolgreich sein, muss es aber nicht.
Er liegt auch genauso gern faul auf der Couch (oder dem Tisch, das scheint genetisch verankert zu sein) und ist mit Haustricks ebenso zufrieden. Bewegen können muss er sich aber.

Jagen: Der Schipperke jagt mittelmässig gern. Spuren verfolgen und ganz vergessen, dass man nicht allein unterwegs ist, kommt häufig vor.
Auf Sicht wird kurz hinterhergeschossen und das Unterfangen recht schnell aufgegeben, ein gut konditionierter Abruf hilft enorm.
Auch dies ist aber kein allgemein gültiges Merkmal, sondern Arbeit.

Bewegung: Der Schipperke besitzt eine sehr gute Motorik und wenig Angst. Klettern, springen, rennen sind für ihn wie die Luft zum Atmen. Je kniffeliger der Untergrund, je sicherer turnt der Schipperke darauf herum. Wie Katzen zwischen Porzellanfiguren turnen und auf Fensterbänke oder Schränke klettern hat er drauf.
Er läuft und läuft und läuft. Wandern, joggen, Agi, Rettungshund, Spürhund (und dabei noch in jeden Winkel krabbeln plus seine wirklich enorme Freude und sein Talent an Nasenarbeit), THS, damit kann man ihm große Freude machen.

Laufen am Fahrrad ist auf Grund seiner Größe nicht für längere Strecken zu empfehlen. Das ist in der Bewegung aber auch das einzige, was ihn limitiert.

 

Freßverhalten: Meine Schipperke fressen wie Staubsauger, ich weiß aber auch von vielen, die ihre Besitzer gut erziehen und anfangen mäkelig zu werden, während der Besitzer versucht immer wieder besseres zu finden.
Futter ist für meine eine sehr gute Motivation, und ich rate jedem, das zu nutzen und niemals ad libitum zu füttern.

Stubenreinheit: Das dauert beim Schipperke und, sie fressen einfach gern Kot. Beides kann einen verrückt machen, mit ca. 9 Monaten lösen sich beide Problematiken aber in der Regel von selbst.

Den Küchenpapier-Faktor sollte man bei der Anschaffung aber mit einrechnen.

Pflege: Der Schipperke riecht nicht nach Hund, weder trocken noch nass. Er haart zweimal jährlich und lässt dann aber wenig liegen, das meiste hängt im Fell bis man es auskämmt.
Bürsten je nach Linie (viel oder wenig Unterwolle) einmal die Woche bis muss man eigentlich gar nicht. Leider, wie bei vielen Kleinhunden, wird die Krallenpflege oft vernachlässigt und sie laufen sich nicht so gut ab wie bei vielen großen Hunden. Deshalb sieht man viele Schipperke mit Hasenpfoten, die urspünglich mal schöne Katzenpfoten hatten und hätten, wenn man sich denn um die Krallen kümmern würde. Wir dremeln die schwarzen Stahlnagel-Krallen.

Zahnstein ist ein Problem bei vielen, auch typisch Kleinhund. Hartes Kauzeug und bei Bedarf reinigen oder reinigen lassen gehört dazu. Zähne putzen ist sehr zu empfehlen!

 

Gesundheit: Der Schipperke ist sehr robust, überlebt auch mal einen Hit von großen Hunden
und hat mit hauseigenen Krankheiten eigentlich nichts zu tun.
In amerikanischen Linien gibt es ab und an Epilepsie und auch Cushing, SDUs. In europäischen kaum. Hier muss man gut forschen.

Auf persistierende Canini muss geachtet werden beim Zahnwechsel, damit der Hund nicht einen selbstgemachten Canini-Engstand erhält.
Alle anderen Krankheiten (MPSIIIb, PRA) die der Schipperke haben kann, kann man mittels Gentest ausschliessen und sind mittlerweile sehr gut zurückgedrängt.

Zusammenfassung:

Der Schipperke ist ein robuster, selbstbewusster, unternehmungslustiger, lustiger und hellwacher Kontrolletti.

Dabei sein ist alles. Wobei, besser mittendrin statt nur dabei.
Er spiegelt seinen Besitzer und seine Erziehung sehr, denn bei all seiner Sturheit, ist er sehr loyal

und in hohem Maße anpassungsfähig.
Auch wenn Kadavergehorsam nicht seins ist, kann man sich auf ihn verlassen.
Für Phlegmatiker ist er sicher nicht geeignet und Hundeanfänger können Probleme bekommen, wenn ihnen Empathie und Konsequenz fehlen. Der Schipperke kann auch Haustyrann.
Und man muss es ertragen können, dass man ständig auf den kleinen Spitz angesprochen wird. ;)

 
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